19. März 2024

Ökomenischer Aufruf

Aufruf

Ökumenischer Prozess »Wirtschaft im Dienst des Lebens«

Herausgefordert durch die Kirchen im Süden angesichts des Leidens der Menschen und der Zerstörung der Schöpfung haben der Ökumenische Rat der Kirchen (ÖRK), der Reformierte und der Lutherische Weltbund (RWB und LWB) ihre Mitgliedskirchen zu einem „verbindlichen Prozess des Erkennens, Lernens und Bekennens (processus confessionis) im Kontext wirtschaftlicher Ungerechtigkeit und Naturzerstörung“ aufgerufen. Die im Rahmen dieses Prozesses in Westeuropa durchgeführte Konsultation (15.-19.06.02 in Soesterberg/Holland) zum Thema »Wirtschaft im Dienst des Lebens« richtete einen Brief an die Mitgliedskirchen, worin es u.a. heißt:

  • „Das Evangelium verspricht Leben in Fülle für alle Menschen und die ganze Schöpfung (Joh. 10:10)… Geleitet von dieser Vision, erstreben wir eine Wirtschaft im Dienst des Lebens. Märkte und Geld sollten den Austausch von Gütern ermöglichen, um menschliche Bedürfnisse zu befriedigen und zum Aufbau der menschlichen Gemeinschaft beizutragen.
  • Heute jedoch sehen wir, wie zunehmend wirkliches Leben von privaten finanziellen und Geschäftsinte­ressen beherrscht wird. Die ökonomische Globalisierung ist von einer Logik geleitet, die der Anhäu­fung von Kapital, uneingeschränktem Wettbewerb und der Sicherstellung von Gewinn in enger wer­denden Märkten Priorität gibt. Politische und militärische Macht werden als Instrumente benutzt, um ungefährdeten Zugang zu Ressourcen und zum Schutz von Investitionen und Handel sicherzustellen.
  • Kirchen, die an dem ökumenischen Prozess teilgenommen haben, bekräftigten, dass die Ideologie des Neoliberalismus unvereinbar ist mit der Vision der oikoumene (oikoumene), der Einheit der Kirche und der ganzen bewohnten Erde. Weitreichende und wachsende Ungerechtigkeit, Ausschluss und Zerstörung sind der Gegensatz zum Teilen und zur Solidarität, die unabdingbar dazugehören, wenn wir Leib Christi sein wollen. Was hier auf dem Spiel steht, ist … die Glaubwürdigkeit des Bekenntnisses der Kirchen und ih­rer Verkündigung Gottes, der mit den Armen und für die Armen da ist.
  • Um der Integrität ihrer Gemeinschaft und ihres Zeugnisses willen sind Kirchen aufgerufen, gegen die neoliberale Wirtschaftslehre und -praxis aufzutreten und Gott zu folgen.“ (epd-Dokum. 43a, S.9).

Die Generalsekretäre von ÖRK, RWB, LWB und KEK (Konferenz Europäischer Kirchen) rufen in ihrem Begleitschreiben zu diesem Brief unsere Kirchen auf, „auf die Herausforderungen der ökonomischen Globalisierung in verbindlicher Weise zu antworten – sowohl durch breite Diskussionsprozesse als auch durch Entscheidungen in den zuständigen Gremien“ (epd-Dokum. 43a, S. 7). Auch katholische Partner wie Pax Christi, verschiedene Ordensgemeinschaften und die katholische Bischofskonferenz in den Niederlanden beteiligen sich bereits an diesem ökumenischen Prozess.

In Deutschland können wir an das Gemeinsame Wort der Kirchen zur wirtschaftlichen und sozialen Lage, die Erlassjahrkampagne und die Dekade zur Überwindung von Gewalt anknüpfen. Der Ökumenische Kirchentag in Berlin 2003 brachte den Prozess »Wirtschaft für das Leben« in verschiedenen Veranstaltungen zur Sprache. Es gilt jetzt, die Beteiligung auf allen Ebenen weiter zu stärken. Wie in allen Kontinenten geht es dabei auch in Westeuropa vor allem um drei Fragen:

  1. Wie verhalten wir uns als Kirchen und Gemeinden zu Geist, Logik und Praxis der neoliberalen Globalisierung mit deren ausschließenden, kriegerischen und Natur zerstörenden Folgen?
  2. Wie glaubwürdig sind wir als Kirchen in unserem eigenen Wirtschaften (Geldanlagen usw.)?
  3. Wie können die Kirchen die biblische Option für die Armen – zusammen mit diesen und mit anderen zivilgesellschaftlichen Akteuren wie Attac – eindeutig in die Politik einbringen?

In den Vollversammlungen der Weltbünde (2003/2004) und des ÖRK (2006) sollen die Ergebnisse der Beratungs- und Entscheidungsprozesse in allen Kontinenten zusammengetragen werden, um mit gemeinsamer Stimme und Aktion für eine “Wirtschaft im Dienst des Lebens” einzutreten.

Wir rufen Christinnen und Christen, Gemeinden, ökumenische Gruppen und Netze, kirchliche Verbände und Organisationen auf, sich je an ihrem Ort dafür einzusetzen, dass die kirchlichen Entscheidungsgremien von der lokalen bis zur bundesdeutschen Ebene die Briefe an die Kirchen in Westeuropa und damit die Herausforderungen der neoliberalen Globalisierung auf breiter Ebene zur Diskussion stellen und verbindlich in Wort und Tat beantworten.

Wenn ein Glied leidet, leiden alle Glieder mit“ (1 Kor. 12,26)

Unterzeichnende Organisationen und Kontaktpersonen:

Amt für Jugendarbeit Nürnberg / Evang.-Luth. Kirche Bayern, ReferentInnenkonferenz / Hans Schlicht l anamed Aktion für natürliche Medizin / Dr. H.-M. Hirt l Bündnis 2008 Bayreuth / Dr. Martin Hoffmann l CGW Christen für gerechte Wirtschaftsordnung e.V. / Prof. Dr. Roland Geitmann l Evangelische Dietrich-Bonhoeffer-Gemeinde Bielefeld l Ev. Heimvolkshochschule Rastede / Dörte Kramer l Hendrik-Kraemer-Haus Berlin / Sabine Albrecht l Initiative Ordensleute für den Frieden /IOF- Markus Fuhrmann OFM – Gregor Böckermann l Kairos Europa / Prof. Dr. Ulrich Duchrow, Martin Gück, Christoph Rinneberg l KASA – Kirchliche Arbeitsstelle Südliches Afrika / Dr. Theo Kneifel l Kirchlicher Dienst in der Arbeitswelt (kda) in der EKD / Bundesvorstand l Mainzer Arbeitskreis Südl. Afrika MAKSA / Dr. Markus Braun l Missionszentrale der Franziskaner / Richard Nestvogel l Ökumenisches Netz in Baden / Jutta Wenz l Ökumenisches Netz Rhein-Mosel-Saar / Sabine Ferenschild l Oikocredit Westdeutscher Förderkreis / Ulrike Chini l PAX CHRISTI – Deutsche Sektion / Dr. Reinhard Voß l Pax Christi Gruppe Karlsdorf-Neuthard / Ottmar Rapp l Pax Christi Gruppe Worms / Christian Trieb l Politisches Samstagsgebet München / Inge Ammon l PRO OEKUMENE-Initiative in Württemberg / Werner Gebert l Solidarische Kirche in Westfalen, Regionalgruppe Bielefeld / Erika Stückrath l Solidarische Kirche im Rheinland / Erika Franze-Haugg l Südwind e.V. / Ulrich Suppus

Unterzeichnende Einzelpersonen:

Norbert Arntz, Münster l Carl Amery, München l Eberhard Baisch, Stuttgart l Adolf Bernhard, Wehr l Dr. Tembe Bingham, Recklinghausen l Michael Bock, Ansbach l Ilse und Dr. Markus Braun, Tübingen l Dr. Gerhard Breidenstein, Murrhardt l Theo Christiansen, Mitarbeiter Kirchenkreis Stormarn, Nordelbien l Sonja Dietel, Ansbach l Andreas Echternkamp, Kaiserslautern l Hannelore Erler, Crailsheim l Dr. Hans-Jürgen Fischbeck, Kommunität Grimnitz l Gundula und Wolf-Dieter Foerster, Radolfzell l Prof. Dr. Roland Geitmann, Kehl l Dr. Wolfgang Gern, Diakonisches Werk Hessen-Nassau l Bernd H. Göhrig, Initiative Kirche von unten  l  Dr. Ruth Gütter, Beauftragte für kirchlichen Entwicklungsdienst der Ev. Kirche in Kurhessen-Waldeck l Ilse Härter, Goch l Karl-Dieter Hahn, Nürnberg l Frauke Heiermann, Oberhausen l Martin Herndlhofer, Pax Christi, Bad Vilbel l Gerd Henschen, Hirschberg l Niels Hueck, Fichtenberg l Martin Huhn, Industriepfarrer Nordbaden l Dr. Willibald Jacob, Berlin l Helmut Jaskolski, Pax Christi Erftstadt l Helmut Käberich, Bad Hersfeld l Reinhard Kenner, Schwäbischgmünd l Claudia Knepper, Leipzig l Brigitte Köhler, Ober-Ramstetten l Dietrich Koller, Erfurt l Anja Kramer, Oldenburg l Frank Kürschner-Pelkmann, Redaktion Junge Kirche, Hamburg l Hartwig Liebich, Propst im Kirchenkreis Stormarn, Nordelbien l Dr. Gerhard Liedke, Heidelberg l Heiko Lietz, Theologe, Koordinationskreis der Ökumenischen Basisgruppen, Berlin l Birgit und Keith Lindsey, Winnenden l Dr. Fred Mahlburg, Leiter der Evang. Akademie, Rostock l Ingrid Manthey, Viernheim l Friedhelm Meyer, Pfarrer i.R., Düsseldorf l OKR Dr. Ulrich Möller, Reformierter Bund, Detmold l Christine Müller, Arbeitsstelle Eine Welt in der Ev. Luth. Landeskirche Sachsens, Leipzig l Carl Ordnung, SODI Berlin  l Helmut Pfaff, Kassel  l Dr. Thomas Posern, Wiesbaden  l  Hansjürgen Rietzke, Pfarrer i.R., Hucksdorf  l Dr. Lore Rittmayer, Konstanz l  Dr. Walter Romberg, Berlin  l  Prof. Mehdi Roschanzamir, Swisttal  l Lola Schinnerling. Swisttal l Michael Schmid. Lebenshaus Alb Gammertingen l Hermann Schmidt, Oldenburg l Ulrike Schmidt-Hesse, Pfarrerin und Studienleiterin l Gisela und Gerhard Schmitthenn, Kandern  l Werner Schmitthenner, Simonswald l  Dr. Franz Segbers, Priv. Doz., Daaden  l Günther Sick, Mülheim  l  Prof. Dr. Dorothee Sölle U, Hamburg  l Günter Söllner, Nürnberg  l Prof. Dr. Fulbert Steffensky, Hamburg  l Kurt Steinhäuser, Aschaffenburg  l Ines Stephanowsky, Beauftragte für Ausländer- und Aussiedlerseelsorge Thüringen  l Werner Steppuhn, Königswinter lWieland Walther, Kirchzarten l Helmut Warntjen, Wilhelmshaven l Karl-Heinz Welter, Göppingen  lBernd und Annemarie Winkelmann, Kirchohmfeld  l  Dietrich Zeilinger, Pfarrer, Landesbeauftragter für Mission, Ökumene, Konziliaren Prozeß, Karlsruhe

Stand: 28.10.2003

Dokumentation:

Die epd-Dokumentation Nr. 43a/14.10.02 mit Brief und Begleitbrief der Soesterberg-Konsultation

sowie weitere Materialien für Gemeinden und Gruppen sind erhältlich bei

KAIROS EUROPA e.V. –   Hegenichstraße 22   –   D – 69124 Heidelberg

Tel: + 49 (0) 62 21 – 71 26 10, Fax: +49 (0) 62 21 – 71 60 06

Materialien können Sie online über http://www.kairoseuropa.de/shop/index.html bestellen oder teilweise auch kostenlos downloaden unter http://www.kairoseuropa.de/shop/bildung/index.html.

Der Brief der Soesterberg-Konsultation an die Mitgliedskirchen ist auch zu finden unter

http://oikoumene.net/home/global/processusconfessionis99/processus.soesterberg02/

oder http://www.emk-gfs.de/files/03BriefanWesteur.doc

epd-Dok. 43a ist auch im Internet als Download mit Bezahlung über Firstgate erhältlich unter http://www.epd.de/dokumentation/dokumentation_index_10272.htm